Konjunktur im Herbst 2025

Was die aktuelle Lage für Unternehmen bedeutet

Lesezeit: ca. 15 Minuten
Manager analysiert Wirtschaftsdaten und Konjunkturverlauf 2025 auf digitalem Chart – Symbolbild für wirtschaftliche Entwicklung und Unternehmensstrategie in Deutschland.
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Die deutsche Wirtschaft sendet gemischte Signale: leichte Erholung hier, Unsicherheit dort. Zwischen stagnierendem BIP, niedriger Auftragslage und positiver Zukunftsaussichten stehen Unternehmen vor der Frage, worauf sie jetzt setzen sollen. Wir zeigen, wie die aktuelle konjunkturelle Lage im Herbst 2025 aussieht – und was sie für Unternehmen bedeutet. Vier Handlungsfelder machen deutlich, wo Sie jetzt ansetzen können, um Stabilität und Zukunftsfähigkeit zu sichern.

Die konjunkturelle Lage im Herbst 2025

Nach zwei Jahren in Folge mit schrumpfender Wirtschaftsleistung bleibt die deutsche Wirtschaft im Herbst 2025 auf Erholungskurs – allerdings auf niedrigem Niveau. Die Rezession scheint überwunden, doch von einem Aufschwung kann noch keine Rede sein. Während sich Stimmungsindikatoren leicht verbessern, dämpfen strukturelle Probleme wie Auftragsmangel, Investitionszurückhaltung und Fachkräftemangel die Dynamik.

Aktuelle Wirtschaftsdaten auf einen Blick

Indikator Aktueller Stand Zeitraum / Prognose
Bruttoinlandsprodukt (BIP) - 0,3 % ggü. Vorjahresquartal Q2 2025
Arbeitslosenquote ca. 6,3 % (≈ 3 Mio. Menschen) September 2025
Fachkräftemangel 400.000 fehlende Fachkräfte Oktober 2025
Inflationsrate 2,4 % (August 2025: 2,2 %) September 2025
Bruttoanlageinvestitionen - 1,7 % ggü. Vorjahresvolumen Q1 + Q2 2025
Unternehmensinsolvenzen + 1 % (≈ 24.500 Fälle) Prognose 2026
Privater Konsum + 1 % Prognose 2025
ifo-Geschäftsklimaindex 88,4 Punkte (Sept. 2025: 87,7) Oktober 2025
BIP-Prognose 2025 0,1 – 0,2 % Wachstum Prognose 2025
BIP-Prognose 2026 0,8 – 1,7 % Wachstum Prognose 2026
BIP-Prognose 2027 0,6 – 1,8 % Wachstum Prognose 2027

Überblick

Im zweiten Quartal 2025 ist das Bruttoinlandsprodukt preis-, saison- und kalenderbereinigt erneut um 0,3 Prozent geschrumpft, für das dritte Quartal erwarten Ökonomen eine Stagnation. Besonders die Industrie kämpft mit rückläufiger Produktion – der August brachte den stärksten Einbruch seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Auch das Baugewerbe leidet unter hohen Finanzierungskosten und schwacher Nachfrage. Hoffnung machen dagegen der Dienstleistungssektor und technologieorientierte Unternehmen, die zuletzt wieder zulegen konnten. Die gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten sind dennoch weiterhin nicht vollständig ausgelastet. Insgesamt wird die gesamtwirtschaftliche Situation stark von den geopolitischen Entwicklungen beeinflusst: Lieferkettenprobleme, Chipmangel in der Automobilindustrie und die Zollpolitik der USA der aktuell relevanten Spannungsfelder.

Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosenquote liegt laut Bundesagentur für Arbeit aktuell bei rund 6,3 Prozent – leicht höher als im Vorjahr. Gleichzeitig fehlen laut aktuellen Erhebungen fast 400.000 Fachkräfte, für 2027 wird ein Defizit von bis zu 700.000 Personen erwartet. Besonders Maschinenbau und Automobilindustrie stehen unter Druck: Drei Viertel der Unternehmen in diesen Branchen planen Stellen abzubauen, während andere händeringend qualifiziertes Personal suchen.

Konsumverhalten

Der private Konsum stagniert infolge verhaltener Einkommensaussichten und gedämpfter Zuversicht, zeigt aber erste Anzeichen einer Erholung. Für 2025 prognostiziert das IW Köln einen Konsumzuwachs von rund 1 Prozent, getragen von einer stabilen Inflationsrate, die mit derzeit etwas über 2 Prozent keinen übermäßigen Druck mehr ausübt. Die Unsicherheit am Arbeitsmarkt verhindert eine potenziell noch stärkere private Konsumnachfrage.

Investitionsklima

In den ersten Monaten von 2025 zeigte sich ein weiterhin gedämpftes Investitionsklima: Die Bruttoanlageinvestitionen liegen im ersten Halbjahr 2025 noch 1,7 Prozent unter dem Vorjahreswert – und damit rund elf Prozent unter dem Niveau von 2019 (IW Köln). Besonders ausgeprägt war die Investitionszurückhaltung im industriellen Bereich, wohingegen Bereiche wie Forschung, Entwicklung, Software und Digitalisierungsinvestitionen vergleichsweise besser abschnitten.

Unternehmensinsolvenzen

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen entwickelt sich besorgniserregend. Im Juli 2025 wurden rund 2.200 Insolvenzen registriert – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu vorherigen Monaten. Für das Jahr 2026 rechnet Allianz Trade mit etwa 24.500 Fällen, dem höchsten Stand seit zwölf Jahren.

Positive Frühindikatoren geben Anlass zu vorsichtigem Optimismus:

Trotz des aktuell durchaus angespannten Geschäftsklimas sprechen einige Frühindikatoren für eine Erholung der deutschen Wirtschaft:

  • Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft (Industrie und Dienstleistungen) ist im Oktober überraschend gestiegen.

 

  • Auch das ifo-Geschäftsklima hellte sich stärker auf als erwartet – vor allem, weil die befragten Führungskräfte wieder mit besseren Monaten rechnen.

 

  • Gleichzeitig zeigen der ZEW-Index und das GfK-Konsumklima leichte Verbesserungen, wenn auch auf niedrigem Niveau.

 

Getragen werden diese vorsichtige Stabilisierung und Zuversicht auch durch staatliche Mehrausgaben, etwa für Infrastruktur und Verteidigung. Die Bundesregierung plant, mit diesem gewaltigem Investitionsvolumen eine Trendwende im deutschen Investitionsklima einleiten zu können und die Wirtschaft wieder eine Wachstumsphase zu führen.

Trotz der bestehenden Belastungsfaktoren – von geopolitischen Risiken über Fachkräftemangel – mehren sich die Zeichen einer Bodenbildung. Die Wirtschaftsinstitute rechnen aktuell für 2025 mit einem leichten Wachstum der Wirtschaftsleistung von bis zu 0,2 Prozent. Damit wäre zumindest die Rezession der vergangenen zwei Jahre gestoppt. Sie prognostizieren für 2026 Wachstumsraten des BIP zwischen 0,8 und 1,7 Prozent, die sich auch 2027 in ähnlicher Höhe fortsetzen sollten. Haupttreiber sind neben der staatlichen Investitionsoffensive auch die allmähliche Erholung der privaten Nachfrage.

Jetzt stellt sich die entscheidende Frage: Wie können Unternehmen diese fragile Erholung für sich nutzen – und welche strategischen Prioritäten sind in diesem wirtschaftlichen Umfeld entscheidend?

Was die aktuelle Lage für Unternehmen bedeutet

Die größten Herausforderungen für Unternehmen liegen weniger in den Zahlen selbst, sondern in ihrer Fähigkeit, auf diesen Wandel strategisch zu reagieren. Die wirtschaftliche Seitwärtsbewegung zwingt Unternehmen, ihre Strukturen zu prüfen, Chancen gezielt zu nutzen und Risiken abzusichern. Vier Themenfelder werden dabei in den kommenden Monaten besonders wichtig sein.

1. Fachkräftemangel trotz steigender Arbeitslosigkeit – Personal wird zum entscheidenden Erfolgsfaktor

Der deutsche Arbeitsmarkt steht vor einem Paradoxon: Während die Arbeitslosenzahlen leicht steigen, verschärft sich der Fachkräftemangel weiter. Viele Unternehmen kämpfen mit offenen Stellen, während andere Personal abbauen müssen.

Für den Mittelstand bedeutet das: Personalfragen werden zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor. Gefragt sind gezielte Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung, Weiterentwicklung und internen Kommunikation. Wer es schafft, vorhandene Teams zu stabilisieren und Arbeitgeberattraktivität glaubwürdig zu leben, verschafft sich im aktuellen Marktumfeld einen entscheidenden Vorteil.

2. Investitionsfenster nutzen – staatliche Programme und öffentliche Aufträge im Blick behalten

Trotz des schwachen Investitionsklimas eröffnet die angekündigte staatliche Investitionsoffensive neue Chancen. Öffentliche Mittel fließen in den kommenden Jahren verstärkt in Infrastruktur, Digitalisierung, Energieeffizienz und Verteidigung. Das sind Branchen, die auch für Zulieferer und Dienstleister im Mittelstand attraktiv sind.

Unternehmen können dieses Umfeld nutzen, um geplante Investitionen strategisch zu prüfen und mit Förderprogrammen abzugleichen. Wer Fördermittel, Subventionen und öffentliche Aufträge frühzeitig identifiziert und gezielt beantragt, kann Projekte realisieren, die ohne staatliche Unterstützung kaum möglich wären. Gerade in Phasen zögerlicher privater Investitionen bietet dieses „Investitionsfenster“ die Möglichkeit, sich für den nächsten Aufschwung zu positionieren.

3. Strategische Neuausrichtung – Geschäftsmodell zukunftsfest machen

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit zeigt sich besonders deutlich, welche Geschäftsmodelle robust sind – und welche nicht. Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren vor allem kurzfristig reagiert: Krisen überstanden, Liquidität gesichert. Jetzt ist der Moment gekommen, wieder nach vorn zu denken. Eine strategische Standortbestimmung hilft, Chancen und Risiken neu zu bewerten und das Geschäftsmodell an künftige Marktbedingungen anzupassen.

Das kann bedeuten, neue Kundengruppen zu erschließen, das Leistungsportfolio zu erweitern oder digitale Komponenten in traditionelle Geschäftsmodelle zu integrieren. Auch Kooperationen und strategische Partnerschaften gewinnen an Bedeutung. Entscheidend ist, diese Schritte auf Basis fundierter Analysen und mit klarer Priorisierung anzugehen. Wer jetzt strategisch handelt, verschafft sich den nötigen Vorsprung, um von der erwarteten Investitions- und Konsumbelebung ab 2026 verstärkt zu profitieren.

4. Risiken absichern – Insolvenzen vorbeugen und Krisen professionell managen

Die deutlich gestiegene Zahl an Unternehmensinsolvenzen ist ein Warnsignal: Selbst solide geführte Betriebe können in schwierigen Marktphasen ins Straucheln geraten, wenn sie Risiken zu spät erkennen oder keine klare Krisenstrategie haben. Vorausschauendes Risikomanagement ist wichtiger denn je.

Unternehmen sollten regelmäßig prüfen, wie stabil ihre Finanzierung, Auftragslage und Kostenstruktur wirklich sind. Frühwarnsysteme, Szenarioanalysen und transparente Kommunikation mit Banken oder Investoren können helfen, Liquiditätsengpässe frühzeitig zu identifizieren und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Falls eine Sanierung oder Restrukturierung notwendig wird, ist eine rechtssichere, planvolle Umsetzung entscheidend, um Haftungsrisiken zu vermeiden und den Fortbestand zu sichern. Professionelle Begleitung schafft dabei nicht nur Struktur, sondern auch Vertrauen – bei Mitarbeitenden, Gläubigern und Partnern.

Darum mit awi consulting

Wirtschaftliche Unsicherheit verlangt keine schnellen Antworten, sondern kluge Strategien – und genau hier setzt awi consulting an. Als mittelständische Unternehmensberatung wissen wir, was es bedeutet, Entscheidungen unter Druck zu treffen, Strukturen neu auszurichten und Chancen frühzeitig zu erkennen. Wir begleiten Unternehmen nicht mit Standardlösungen, sondern mit einem klaren Blick für ihre individuelle Ausgangslage und ihr wirtschaftliches Umfeld.

Unsere Stärke liegt darin, analytisches Denken mit pragmatischer Umsetzung zu verbinden. Wir unterstützen dort, wo Theorie und Praxis oft auseinanderfallen – in der konkreten Arbeit mit Geschäftsführung und Führungsteam. Ob es darum geht, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, Investitionsentscheidungen strategisch vorzubereiten, Geschäftsmodelle zukunftssicher aufzustellen oder Sanierungs- und Restrukturierungsverfahren rechtssicher durchzuführen: Wir begleiten Sie bei der Umsetzung!

Fazit

Die deutsche Wirtschaft befindet sich an einem Punkt zwischen Stabilisierung und Neuorientierung. Für Unternehmen bedeutet das: Wer jetzt die richtigen Prioritäten setzt, kann Unsicherheit in strategische Stärke verwandeln. Mit klarem Fokus, konsequentem Handeln und einem verlässlichen Partner an der Seite lässt sich diese Phase nicht nur überstehen, sondern aktiv gestalten.

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Philipp Blobel awi consulting GF
Erstkontakt
Philipp Blobel, MBA
Geschäftsführer